Kommentierte Literatur zum kontrollierten Trinken
Sind Sie "auf den Geschmack gekommen" und möchten sich weiter einlesen in das Gebiet des kontrollierten
Trinkens? Dann seien Ihnen die folgenden, ausgewählten Quellen empfohlen. Eine unkommentierte Literaturliste
können Sie sich als PDF
hier herunterladen.
Deutschsprachige Literatur
Kruse, G., Körkel,
J. & Schmalz, U. (2001, 2. Auflage). Alkoholabhängigkeit erkennen und
behandeln. Mit literarischen Beispielen. Bonn: Psychiatrie-Verlag.
Kapitel 3.3 (Seiten 245-268) dieses Buches
gibt einen Überblick über Definition, Programme, Forschungsergebnisse und
Zielgruppen des kontrollierten Trinkens. Außerdem wird ausgeführt, was man
alles zu bedenken hat, um beim kontrollierten Trinken keinen Reinfall zu
erleben.
Dieses Buch ist auch geeignet für diejenigen, die sich über Diagnose und
Erscheinungsweise von Alkoholismus, seine Auswirkungen (auf Kinder, Familie,
Arbeit und Gesellschaft) sowie Behandlungsziele, -möglichkeiten und -erfolge
informieren möchten.
Körkel, J. (2000). Kontrollierter
Alkoholkonsum - Strategien der Risikominimierung. In J.-H. Heudtlass &
H. Stöver (Hrsg.), Risiko mindern beim Drogengebrauch (2. Aufl.). Frankfurt/M.:
Fachhochschulverlag.
In diesem Beitrag wird herausgearbeitet, dass mehrere Millionen Deutsche
gesundheitsschädlichen Alkoholkonsum betreiben und eine Alkoholreduktion
anstreben sollten. Eine Abgrenzung zwischen "Problemtrinkern" und "schwer
Alkoholabhängigen" wird vorgenommen und es werden verschiedene Wege zum
kontrollierten Trinken aufgezeigt.
Körkel, J. (2000). Kontrolliertes
Trinken als Weg oder Ziel: Eine Behandlungsoption für die Arztpraxis. In
J. Zerdick (Hrsg.), Suchtmedizin im Dialog (S. 139-156). Berlin: VWB - Verlag
für Wissenschaft und Bildung.
Der Beitrag arbeitet heraus, dass kontrolliertes Trinken eine nützliche
Zielvariante beim Ansprechen und Bearbeiten von Alkoholproblemen durch den
Arzt/die Ärztin sein kann, und unterbreitet Vorschläge zur Umsetzung.
Körkel, J. (2000). Kontrolliertes
Trinken: Droht den Abstinenzverbänden Gefahr? Weggefährte, Heft 6, 5-8.
Es wird herausgestellt, dass Angebote zum kontrollierten Trinken keine
Gefahr, sondern eine Bereicherung der Angebotspalette für Selbsthilfegruppen
darstellen können. Gleichwohl wird argumentiert, dass einige überlieferte
Überzeugungen abstinenzorientierter Selbsthilfegruppen revisionsbedürftig
sind.
Huber, A. (2000). Kontrollierter
Trinken: Mythos und Wirklichkeit. Können Alkoholiker mit Maß und Genuß trinken?
Psychologie Heute, Juli-Heft 2000, S. 52-57, sowie Psychologie
Heute, Dezember-Heft 2000, S. 58-61.
Der Artikel im Juli-Heft 2000 hinterfragt gängige Annahmen über Alkoholismus
- vor allem die ausschließliche Fixierung auf das Ziel der Abstinenz. Wichtige
Überlegungen und Forschungsergebnisse, die das Abstinenzziel in Frage stellen,
werden benannt. Im Dezember-Heft 2000 werden Leserreaktionen und eine Replik
darauf dargestellt.
Arend, H. (1991). Kontrolliertes
Trinken: Ein alternatives Therapiekonzept für die Behandlung von Problemtrinkern.
Praxis der Klinischen Verhaltensmedizin und Rehabilitation, 4,
305-317.
Horst Arend, Leiter einer Suchtberatungsstelle im Saarland, gibt einen
differenzierten Überblick über die bis etwa 1990 vorgelegten Forschungsergebnisse
zum kontrollierten Trinken.
Ihlefeld, U. (1999). Kontrollierte
Alkoholvergabe. In J. Zerdick (Hrsg.), Entwicklungen in der Suchtmedizin
(S. 233-243). Berlin: Verlag für Wissenschaft und Bildung.
Ihlefeld stellt dar, wie bei alkholabhängigen Bewohnern eines Altenheimes
in Mecklenburg-Vorpommern durch die
fremdkontrollierte Ausgabe von
Alkohol die Lebensqualität der Bewohner erhöht werden kann. Das Vorgehen
(z.B. wann, wem, wie viel welche Art von Alkohol vergeben wird) wird genau
geschildert.
Englischsprachige Literatur
Heather, N.
& Robertson, I. (1983). Controlled Drinking (revised edition). London:
Methuen.
Dieses - im Handel vergriffene -
Buch ist der bisherige Klassiker zum kontrollierten Trinken und gleichzeitig
Standardliteratur für eine sachkundige Auseinandersetzung mit diesem Thema.
Heather und Robertson liefern eine exzellente Zusammenstellung der bis Anfang
der 80er Jahre vorgelegten empirischen Befunde und Theorien zum kontrollierten
Trinken. Die Autoren gehen in ihrer Literaturanalyse äußerst detailgenau
vor und gelangen zu Folgerungen, die in vielen Aspekten auch heute noch
Gültigkeit besitzen und mit vielen gängigen Mythen über "Alkoholismus" aufräumen.
Heather, N. &
Robertson, I. (1996). Let's drink to your health. A self-help guide to sensible
drinking. Reading: Arrowhead Books.
Nick Heather - eine der britischen Kapazitäten auf dem Gebiet der
Suchtpsychologie - hat bereits in den 80er Jahren zusammen mit Ian Robertson
ein Selbstkontrollprogramm zur Begrenzung des Alkoholkonsums entwickelt
und unter anderem in Schottland eingesetzt und erforscht. Das vorliegende
Buch ist die überarbeitete Version ihres Programms.
Kishline, A. (1994). Moderate
drinking. The Moderation Mangement guide for people who want to reduce their
drinking. New York: Three Rivers Press.
Audrey Kishline ist die Begründerin der US-amerikanischen Selbsthilfebewegung
"Moderation Management". Sie schildert in diesem Buch ihren persönlichen
Weg, ihre Alkoholprobleme zu bewältigen. Ihr Weg führte sie zunächst zu
den Anonymen Alkoholkern und dann dazu, eine eigene Selbsthilfegruppe zum
mäßigen Trinken zu gründen. Das Buch stellt dar, was die Autorin unter mäßigem
Trinken versteht, wie die Selbsthilfegruppenabende ablaufen und wie ihr
9-Schritte-Programm zum mäßigen Alkoholkonsum aussieht.
Miller, W.R. (1983). Controlled
drinking: A history and critical review. Journal of Studies on Alcohol,
44, 68-83.
In diesem fast 20 Jahre zurückliegenden Forschungsüberblick, der in
verschiedener Hinsicht noch aktuell ist, geht Miller auf die Anfänge des
kontrollierten Trinkens ein, faßt die Ergebnisse von über 20 Forschungsstudien
zusammen und geht auf immer wieder gestellte Vorbehalte gegenüber dem kontrollierten
Trinken ein (z.B. "Angebote zum kontrollierten Trinken verführen Alkoholiker
und verlängern deren Leidensprozeß").
Miller, W.R. & Munoz,
R.F. (1990). How to control your drinking. A practical guide to responsible
drinking. (Revised edition). Albuquerque: University of New Mexico Press.
Dieses Buch stellt eines der frühesten Selbstkontrollmanuale zum kontrollierten
Trinken dar, das William Miller - einer der weltweit prominentesten Suchtpsychologen
- an der Universität von Albuquerque (New Mexico, USA) entwickelt und in
vielen Studien eingesetzt hat. Miller und Munoz bauen - im Gegensatz zu
den meisten anderen Programmen - stark auf die Vorab-Berechnung der Blutalkoholkonzentration,
um eigene Trinkgrenzen festzulegen.
Rosenberg, H. (1993).
Prediction of controlled drinking by alcoholics and problem drinkers. Psychological
Bulletin, 113, 129-139.
Rosenberg sichtet in diesem Forschungsüberblick eine Vielzahl von Studien
zum kontrollierten Trinken und zieht eine Bilanz zum gegenwärtigen Kenntnisstand.
Viele seiner Schlußfolgerungen verdienen auch heute noch Beachtung.
Sanchez-Craig, M. (1995).
Drink wise. How to quit drinking or cut down. A self-help book. (Second
edition, revised). Toronto.
Martha Sanchez-Craig hat sich über Jahrzehnte hinweg mit praktischer
Durchführung und Erforschung des kontrollierten Trinkens an der Addiction
Research Foundation in Toronto (Kanada) beschäftigt. Aus dieser Erfahrung
heraus entstand dieses Selbstkontrollmanual, das den Weg zum kontrollierten
Trinken in fünf Schritten geht.
Sobell, M.B. & Sobell,
L.C. (1993). Problem drinkers. Guided self-change treatment. New York: Guilford.
Dieses Buch stammt von Mark und Linda Sobell, die mit ihrem verhaltenstherapeutischen
Behandlungsprogramm zum Erlernen des kontrollierten Trinkens Anfang der
70er Jahre in den USA Furore gemacht haben. Das Ehepaar diskutiert verschiedene
Studien zum kontrollierten Trinken und arbeitet Merkmale von "Problemtrinkern"
heraus, die sie von "schwer Alkoholabhängigen" abgrenzen. Ihr Programm zum
kontrollierten Trinken richtet sich vor allem an "Problemtrinker".
Tucker, J. A., Donovan,
D. M. & Marlatt, G. A. (Eds.) (1999). Changing addictive behavior. Bridging
clinical and public health strategies. New York: Guilford.
Verschiedene Aufsätze dieses Bandes plädieren unter dem Gesichtspunkt
des öffentlichen Gemeinwohls ("public health") dafür, Suchthilfeangebote
nicht auf die Gruppe der schwer abhängigen Konsumenten zu beschränken, sondern
alle Menschen mit riskantem bzw. schädlichem Konsum anzusprechen.
Perspektiven für ein verändertes Suchthilfesystem werden aufgezeigt.